5 Jahre Festschrift Palliativmedizin

62 Forschung ist die einzige Möglichkeit, das Versor- gungsangebot für Patienten und Angehörige ste- tig zu verbessern. Dies gilt selbstverständlich auch für Patienten mit weit fortgeschrittenen und fortschreitenden Erkrankungen. Daher muss Forschung integraler Bestandteil der Palliativmedizin sein und ist an der Palliativmedizinischen Abteilung neben klini- scher Versorgung und Lehre ein Grundpfeiler un- seres Selbstverständnisses als universitäre Ein- richtung. In der besonderen Situation von Pallia- tivpatienten muss Forschung selbstverständlich sehr vorsichtig und ethisch vertretbar durchge- führt werden, mit dem allergrößten Respekt vor den Patienten und ihren Angehörigen. Forschung im Bereich der Palliativversorgung hat aber auch mit einigen Herausforderungen und Hemmnissen zu kämpfen. Hier sind vor allem zu nennen, die Verletzlichkeit der besonderen Patientengruppe und die damit verbundenen ethischen Heraus- forderungen an die Forschung, die Tatsache, dass viele Patienten im Untersuchungsverlauf verster- ben und somit aus klinischen Studien als „Drop Out“ herausfallen, einige klinische Problemstel- lungen in der Palliativmedizin betreffen Patien- ten, die kognitiv eingeschränkt sind und daher in aller Regel einer Studienteilnahme nicht zustim- men können, zum Teil unklare Outcomeparame- ter für eine palliativmedizinische Versorgung, die Unfähigkeit vieler Patienten, durch den sich redu- zierenden Allgemeinzustand, Fragebögen auszu- füllen oder an Interviews teilzunehmen und auch die Widerstände gegen Forschung im Kontext von Sterben, Tod und Trauern. Trotz vieler Hinder- nisse ist eine angemessene palliativmedizini- sche Forschung, unter Wahrung der vier medizi- nethischen Prinzipien (Fürsorge, Nichtschaden, Autonomie und Gerechtigkeit), mit dem Ziel, die Versorgung auf einen höheren Evidenzgrad zu stellen, zwingend notwendig und möglich. Wie auch in der palliativmedizinischen Behand- lung und Begleitung stellt Forschung in diesem Bereich den Patienten und seine Angehörigen in den Mittelpunkt und muss interdisziplinär und multiprofessionell erfolgen. So finden sich unter den Forschenden an der Abteilung neben Medi- zinern auch Psychologen, Sozialpädagogen und Gesundheitswissenschaftler. Daher finden in un- serer Forschung auch quantitative und qualitati- ve Methoden angrenzender Disziplinen, wie bei- spielsweise sozialwissenschaftliche Ansätze, An- wendung. Mittlerweile ist es gelungen, hochran- gige substanzielle intramurale (ELAN, Johannes und Frieda Marohn-Stiftung) und extramurale (u. a. BMBF, DKH, StMGP) Forschungsförderung für die Palliativmedizinische Abteilung einzuwer- ben. Seit 2010 konnten aus unserer Abteilung heraus über 1,5 Millionen Euro an Drittmitteln akquiriert werden. Insgesamt wurden neben zahl- reichen Reviews, Buchbeiträgen und Editorials 46 Originalarbeiten von Autoren der Palliativme- dizinischen Abteilung in mehrheitlich englisch- sprachigen Peer-Review Journals mit Impact publi- ziert. Forschung in der Palliativmedizin ist aufgrund der besonderen Lebenssituation der Patienten und der sich daraus ergebenden methodischen Herausforderungen auf Kooperationspartner an- gewiesen. Diesem Auftrag zur Zusammenarbeit hat sich die Palliativmedizinische Abteilung ge- stellt und erfolgreich mehrere interne und exter- ne, zum Teil fakultätsübergreifende Kooperatio- nen und Forschungsverbünde gegründet. Forschung Forschung gehört zur Palliativmedizin Stephanie Stiel, Christoph Ostgathe

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