5 Jahre Festschrift Palliativmedizin

56 diesen Patienten nicht mehr heilen kann – und vielleicht ist das wirklich etwas, was nicht in einer Vorlesung beigebracht werden kann. Aber umso faszinierender war die Erfahrung, dass sich in diesem Moment ein riesengroßes neues Feld an ärztlichen Möglichkeiten, aber auch Pflichten und Chancen ergibt. Zum Glück wird in den Tagen der Lehrveranstaltung Q13 nun allen Studenten gezeigt, wie viele Optionen an Therapie und ärztli- cher Hilfe sich nach einer „Therapiezielände- rung“ noch ergeben. Und hoffentlich sind wir alle dadurch besser darauf vorbereitet, solche Ent- scheidungen zugunsten des Patientenwohls zu treffen. Hier lernen wir in der Theorie die Kon- zepte und Leitfäden der Überbringung schlechter Nachrichten und können dies an Schauspiel- patienten einüben. Neben den anderen prakti- schen Aspekten wie Schmerzmedikation und Be- handlung der Dyspnoe war es auch gut, dass die Palliativmedizin an sich eine Chance hatte, sich den Medizinstudenten vorzustellen. Viele hatten kein genaues Bild von diesem Fach oder sahen es als „Sterbestation“. Ich hoffe für mich und meine Kommilitonen, dass wir das aus Q13 mit- genommen haben, damit wir später unsere Ent- scheidungen zugunsten unserer Patienten tref- fen und dabei den Mut haben, ihnen zu sagen, wenn wir die Krankheit nicht mehr besiegen kön- nen. Und ihnen gleichzeitig zu versichern, dass wir sie weiter begleiten und unsere Pflicht als Ärz- te weiterhin ernst nehmen: Leiden zu lindern. Auf der Palliativstation stehen die Patienten jeweils als Menschen mit ihrer Geschichte und ihrem indi- viduellen Erleben im Mittelpunkt. Natürlich kann die komplexe Arbeit der Palliativstation nicht auf andere Stationen übertragen werden, aber wir Studenten können von dem Bereich Kleinigkei- ten in unsere späteren Bereiche mitnehmen und sei es nur die Visitenkarte vom Palliativmedizini- schen Dienst. Ich hatte eine lehrreiche und, um ehrlich zu sein, auch eine sehr schöne Zeit in der Palliativmedizin, in der auch sehr viel gelacht wur- de. Ich persönlich habe allerdings ein anderes Fach als die Palliativmedizin für mich entdeckt und möchte dort meinen Facharzt machen. Deswe- gen sehe ich meine Zeit auf der Palliativstation als sehr wichtige Erfahrung. Doch egal, welche Fach- richtung man nach seinem Studium einschlägt, diese Erlebnisse und die Beobachtungen, wann es an der Zeit für eine „Therapiezieländerung“ ist, und die Erfahrungen im Umgang mit Sterben- den sind in jedem medizinischen Feld unglaub- lich wichtig. Vor allem aber bin ich froh, dass ich nun weiß, dass ich meine zukünftigen Patienten im Zweifelsfall, wenn ich kurativ nichts mehr für sie tun kann, sehr guten Gewissens an die Pallia- tivmedizin überweisen kann und dass man sich dort sehr gut um sie kümmern wird.

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