5 Jahre Festschrift Palliativmedizin

51 Studentische Lehre in der Schmerztherapie und Palliativmedizin hat an der Universität Erlangen- Nürnberg eine lange Tradition. Bereits seit 1991 wurde interessierten Studenten eine wöchentli- che Veranstaltung zu „Schmerztherapie und Pal- liativmedizin“ von den Mitarbeitern der Schmerz- ambulanz der Anästhesiologischen Klinik ange- boten. Auch die praktische Palliativarbeit wurde bereits vor vielen Jahren begonnen. Die Mitarbei- ter der anästhesiologischen Schmerzambulanz unter Leitung von Dr. Reinhard Sittl waren seit dem Jahr 1988 für die Betreuung onkologischer Patienten am Uni-Klinikum mitverantwortlich. Ins- besondere Patienten mit weit fortgeschrittenem Tumorleiden wurden von den Mitarbeitern der Schmerzambulanz mit betreut. Besonders inten- siv war die Zusammenarbeit mit der kinderonko- logischen Station 2c unter der Leitung von Prof. Dr. Jörn-Dirk Beck. Diese Kooperation war in vieler- lei Hinsicht vorbildlich und einmalig in Deutschlad. Im Jahr 1996 wurde gemeinsam von Reinhard Sittl und Eva Winter das erste Palliativseminar in Erlangen geplant. Dies geschah auch im Zusam- menhang mit der BMFT-Studie „Verbesserung der Tumorschmerzen bei ambulanten Patienten“. Ende Januar 1997 war es dann so weit und das erste Palliativseminar wurde abgehalten. 20 Stu- denten aus dem neunten und zehnten Semester und wenige Pflegekräfte von onkologischen Sta- tionen wurden zu diesem Seminar eingeladen. Um dem Seminar einen besonderen Charakter zu geben, wurde beschlossen, diese Veranstal- tung nicht in einem Hörsaal abzuhalten, sondern in der Tagungsstätte in Vierzehnheiligen. Die her- vorragend ausgestattete Tagungsstätte, die Klos- terkirche und die wunderbare Landschaft mach- ten das zweitägige Seminar für viele Studenten zu einem einmaligen Erlebnis in ihrem Studium. Neben den Mitarbeitern der anästhesiologischen Schmerzambulanz wie Dirk Boujong und Chris- tine Schiessl waren Kollegen aus der Kinder- onkologie, allen voran Chara Gravou und Georg Grabenbauer, aus der Strahlenklinik und Pflege- Lehre Erste Schritte in Vierzehnheiligen Christine Schiessl, Reinhard Sittl kräfte des ambulanten Ernährungsteams die tra- genden Säulen des Programmes. Ganz beson- ders zum Gelingen des Palliativseminars trugen aber die Mitarbeiter des Hospizvereins bei. Die abendlichen Vorträge von Sieglinde Tretzak und Marianne von der Emde, die immer mit vielen praktischen Beispielen gefüllt waren, trugen we- sentlich zum Gelingen der Veranstaltung bei und waren für die Studenten eine große Erweiterung ihrer sonst so theoretischen Ausbildung. Oft saßen die Studenten und Pflegekräfte nach den Vorträgen der Hospiz-Repräsentanten noch viele Stunden zusammen und diskutierten palliativme- dizinische Themen. Der von Boujong zur Ver- fügung gestellte Rotwein trug sicher wesentlich dazu bei, dass die Studenten zusammen mit dem Referenten so lange im Seminarraum blie- ben. Die Palliativseminare in Vierzehnheiligen waren von Anfang an interdisziplinär und multiprofessio- nell ausgerichtet. Neben den Ärzten waren pallia- tivmedizinisch erfahrene Pflegekräfte, aber auch Theologen und Psychologen beteiligt. Neben der Besprechung von komplexen Fallbeispielen gab es immer einen Beitrag zur Strahlentherapie bei Patienten mit fortgeschrittenen Tumorerkrankun- gen. Interaktive Vorträge zur Schmerztherapie und zur Behandlung von belastenden Begleit- symptomen waren zentrale Themen im Seminar. Die praktische Hospizarbeit, aber auch Beiträge von betroffenen Angehörigen gehörten ebenfalls zu den Seminarinhalten. Besonders beliebt wa- ren die praktischen Übungen mit PEG-Sonden, zentralvenösen Zugängen und Schmerzpumpen. Weiterhin waren die ethischen Themen in der Palliativmedizin, die sehr engagiert von Dirk Boujong vorgetragen wurden, Höhepunkte der Veranstaltung. Zur Förderung der Gruppendynamik wurde je- weils zu Beginn des Seminars eine sehr ausführ- liche Vorstellungsrunde abgehalten. Hierbei hat- ten die Teilnehmer die Möglichkeit, über ihre per- sönlichen Erfahrungen mit dem Tod und dem Umgang mit schwerkranken Patienten zu berich- ten, was zu einer besonderen Atmosphäre bei- trug. Zum Abschluss des Seminars erhielten die Teilnehmer jeweils ein Buch geschenkt mit einer sehr persönlichen Widmung des Seminarleiters. Noch heute werden wir immer wieder darauf angesprochen, wie wertvoll diese Eindrücke für den einzelnen Studenten waren.

RkJQdWJsaXNoZXIy ODIyMTAw