5 Jahre Festschrift Palliativmedizin
48 Alexandra Arendt (Freundin) Ich bin oft an der Palliativstation vorbeigelaufen, ohne zu wissen, wofür das Gebäude da ist. Ich habe in den Hof geblickt und die schöne Fassade bewundert und den großen Balkon. Die Men- schen auf dem Balkon hatten Sonnenschirme und im Vorbeieilen habe ich mir oft gedacht: „jetzt dort ein kleines Sonnenbad wäre toll“. Ich wusste nicht, dass dort unheilbar kranken Menschen auf ihrem Weg geholfen wird. Bis meine liebste Kindergartenfreundin Lena dorthin verlegt wurde. Wir hatten auf dieser Palliativstation viele schöne Stunden. Dort war alles, was Lena gebraucht hat. Medizinische Versorgung, Pflege, und anders war, dass wir sie immer besuchen konnten, dass ihre Schwester und Mutter bei ihr „wohnen“ durf- ten, dass wir den Geburtstag ihrer Schwester dort feiern konnten, selbst Sushi machen und die Patientenküche mit Kuchen in Beschlag nehmen konnten. Es tat gut, dass wir uns immer auf die Pflegekräfte verlassen konnten. Und es war ein Trost, dass die Ärzte dafür sorgten, dass unsere geliebte Lena keine Schmerzen leiden musste, während sie der Krebs von innen zerfraß. Wir konnten ihr Bett auf den Balkon fahren, in die Junisonne, und den warmen Wind genießen. Die Sonnenschirme haben wir so ausgerichtet, dass die Sonne ihrer hellen, dünnen Haut nicht scha- den konnte. Dort saßen wir zusammen und haben ein Sonnenbad genommen, auf dem schö- nen Balkon. Merle Winkelmann (Freundin) Wenn ich an die Palliativstation in Erlangen denke, empfinde ich die verschiedensten Emo- tionen auf einmal: tiefe Trauer, dort einen gelieb- ten Menschen verloren zu haben; Dankbarkeit, stets ein offenes Ohr und professionelle Pflege von den wohl ehrlichsten Menschen geschenkt bekommen zu haben; Freude, bei den ganzen wunderbaren Erinnerungen, die wir in dieser Zeit dort sammeln durften; Hoffnung, dass es nie so schlimm ist, wie man immer befürchtet; Angst, die Zeit, die einem gegeben ist, nicht ausrei-
RkJQdWJsaXNoZXIy ODIyMTAw