5 Jahre Festschrift Palliativmedizin
46 Bei meiner Tochter Lena wurde 2013 ein Nieren- tumor festgestellt. Trotz zweimaliger OP, Bestrah- lungs- und Chemotherapien starb sie im Sommer 2014 auf der Palliativstation in Erlangen. Wir haben sie während ihrer Krankheit begleitet. Als sie nicht mehr in der Lage war, aufzustehen, musste sie ins Krankenhaus. Zuerst auf die M5. Es stellten sich dort schwerwiegende Komplika- tionen ein. Lena wurde gefragt, was sie sich noch wünscht, ihr erster Wunsch war, sich von ihrem Pferd verabschieden zu können und der zweite, dass ihre Freunde bei ihr sind. So unglaublich es sich anhört, kaum war der Wunsch wegen des Pferdes geäußert, schon wurde sich vom Pallia- tivteam und der Medizin 5 darum gekümmert. Nachmittags um 14 Uhr kam das Pferd aufs Ge- lände, Lena wurde in ein „Rollbett“ gelagert in den Hof gefahren, um sich von Leo zu verabschieden. Am Freitag konnte sie dann auf die Palliativsta- tion umziehen. Wir hatten uns für die Palliativ- station entschlossen, weil diese zentral liegt und von allen Freunden gut erreichbar war. Wir beka- men ein schönes Einzelzimmer. Sina und ich bekamen Liegen zur Verfügung gestellt, denn wir wollten beide so viel Zeit wie möglich mit ihr ver- bringen. Sina lebte mit ihr auf der Palliativstation. Sie schlief jede Nacht bei ihr. Ich bin abends immer nach Hause gefahren und gegen Morgen zwischen 3 und 4 Uhr zurückgekommen, weil Sina dann besser schlafen konnte. Freunde sind, wann immer diese Zeit hatten, ge- kommen. Somit wurde auch ihr zweiter Wunsch erfüllt. Sinas Geburtstag, mit 15 Gästen, wurde auf der Terrasse gefeiert, Vorbereitungen dazu konnten in der Patientenküche erledigt werden. Sicht von Angehörigen Heidrun Schütz Götzfried (Mutter) Die Hochzeit einer Freundin konnte sie als Video sehen, unsere Katzen kamen zu Besuch, wir hat- ten ein kleines Bergfest mit alkoholfreiem Bier und Brezeln, einen Videoabend, ihr Reitabzei- chen für 15 Jahre Mitgliedschaft wurde ihr noch verliehen und das erste Deutschlandspiel der Weltmeisterschaft haben wir mit ihr im Aufent- haltsraum angeschaut. Wir haben sie, wann immer es möglich war, auf die Terrasse gefahren, damit sie das schöne Wetter genießen konnte. Sie fragte mich oft dort, hinter welchem Zimmer sie ihre ersten Tage ver- bracht hat. Lena wurde wenige Meter entfernt von ihrem Zimmer geboren. Lena wurde sehr gut auf der Palliativstation ver- sorgt, es ist ein Segen, dass es so eine Möglich- keit gibt, Schwerkranke und Sterbende so gut zu versorgen. Das ist Pflege vom Feinsten! Alle Verrichtungen wurden mit sehr viel Rücksicht- nahme gemacht. Beeindruckt hat mich, dass sich die Ärzte bei der Visite auf einen Stuhl neben die Patientin gesetzt haben und mit viel Fein- gefühl sich um die Patientin gekümmert haben. Sie wurde regelmäßig schriftlich nach ihrem Befinden gefragt, immer war „gut“ angekreuzt. Lena ist es sehr schwer gefallen, zu gehen, auch in dieser Zeit wurden wir gut betreut. Sina, zwei Freundinnen und ich waren bei ihr als sie ging. Wir haben ihr gewünscht, dass Ronny (ihr Pferd, das sie durch die schwere Zeit nach dem Tod ihres Vaters begleitet hat und 2012 starb) schon auf sie wartet. Wir durften so lange bei ihr bleiben wie wir wollten, auch war es mög- lich, solange sie noch auf Station war, sie zu besuchen.
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