5 Jahre Festschrift Palliativmedizin

41 Seit November 2010 besuchen Hospizhelfer des Hospiz Vereins Erlangen e. V. Patienten auf der Palliativstation. Wir, eine Gruppe von Hospiz- helfern, sind an zwei Nachmittagen pro Woche und einmal monatlich an einem Samstag- nachmittag auf der Palliativstation ehrenamtlich tätig. Die Wochentage beinhalten persönliche Besuche bei den Patienten, je nach Bedarf, während unse- re „Kleine Auszeit“ am Samstagnachmittag für die Patienten und ihre Besucher ein bisschen Normalität und Gemütlichkeit bei Kaffee und Kuchen im gemeinsamen Wohnzimmer auf die Station bringen soll. Meistens backen wir in der Küche einen Kuchen, dessen Duft dann über die Station zieht. Dies ermöglicht den Patienten noch einmal das ver- traute Riechen eines frischgebackenen Kuchens. Passend zur Jahreszeit machen wir Angebote wie Lebkuchen backen, Basteln mit Filz, Schokola- Ehrenamt Gerlinde Bickel/Hadwig Steinrück denhäuschen bauen, Ostereier anmalen, singen im Frühjahr, Märchenerzählungen lauschen oder auch Grillen auf der großen Terrasse. Nicht zu vergessen das Waffelbacken, ein Vorschlag von Prof. Dr. Christoph Ostgathe. So unterschiedlich die Belegung der Station jedes Mal ist, so verschieden sind auch unsere Gäste. Manchmal ist das Interesse groß und das Pflegepersonal schiebt dann sogar die schwer- kranken Patienten in den Betten ins Wohnzim- mer. Dies geschieht selbstverständlich nur auf Wunsch der Patienten bzw. deren Angehörigen! Ein andermal sind wir nur eine kleine Gruppe, doch unser Angebot wird immer freudig und dankbar angenommen. Gemütliche, manchmal durchaus lustige Runden, in denen gelacht und heiter erzählt wird, halten Einzug auf die Palliativ- station. Oft entwickelt sich so ein persönlicher Kontakt, der auch ernsthafte Gespräche zwi- schen Hospizhelfer und Patient oder dessen Angehörigen ermöglicht. Mit den fragenden Gedanken, wer und was mir heute begegnen wird, mache ich mich auf den Weg. Ich versuche, innerlich frei und ausgegli- chen zu sein. Mit dem Aufzug zur Station hochge- fahren, öffnet sich die große Glastür und freundli- che Gesichter der diensthabenden Stationsmitar- beiter grüßen mich. Die große Kerze brennt, ein Patient ist gestorben. Bevor ich die Patienten besuchen kann, bekom- me ich Informationen über die Belegung und das Krankheitsbild der Patienten. Meine Fragen sind: Wie ist der Zustand des Patienten, kann er kom- munizieren, was täte ihm gut? Wer hat viel, wer wenig Besuch? Bei wem soll ich beginnen? Die Besuche verlaufen immer ganz unterschied- lich. Manchmal ist es ein ruhiges Dasein mit Hand halten oder Vorlesen, ein andermal ein Wachen am Bett im Gespräch mit einem Ange- hörigen. Ab und zu ist ein Spaziergang mit einem Gedanken zum Nachmittagsdienst einer ehrenamtlichen Hospizhelferin Gerlinde Bickel Patienten im Rollstuhl in den Schlossgarten er- wünscht. Oft kommt es zu vertraulichen Ge- sprächen. Nach Ende der Dienstzeit mache ich meist keine privaten Termine mehr aus, sondern lasse das Erlebte in Ruhe ausklingen. Die meist dankbaren Patienten erzeugen auch in mir eine Dankbarkeit!

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