5 Jahre Festschrift Palliativmedizin
16 Bei der Konzeption der Palliativstation wurde da- rauf geachtet, dass eine möglichst wohnliche Atmosphäre entstehen kann, ohne dabei die Not- wendigkeiten für eine Krankenhausbehandlung außer Acht zu lassen. Die baulichen Vorausset- zungen hierfür sind in dem Gebäude der Frauen- klinik hervorragend. Die hohen Decken und das großzügige räumliche Angebot vermitteln ein Ge- fühl von Offenheit. Die warme, in Erdtönen gehal- tene farbliche Gestaltung wurde bewusst gewählt und unterstützt die ruhige Ausstrahlung der Räu- me. An eine häusliche Situation sollen auch die Ge- meinschaftsräume erinnern. Zentral neben dem Stützpunkt befindet sich das Wohnzimmer, das Patienten und Angehörigen zur Verfügung steht. Hier kann u. a. gemeinsam ferngesehen werden, was insbesondere bei sportlichen Großereignis- sen (z. B. bei der letzten Fußballweltmeister- schaft) reichlich genutzt wird. Auch das Team nutzt diesen Raum zu den morgendlichen multi- professionellen Übergaben und für die wöchentli- che Teamsitzung. Der Hospizverein veranstaltet für Patienten und Angehörige hier in aller Regel die monatliche „Kleine Auszeit“. Wegen des gro- ßen Kaffeeautomaten ist nicht selten die Küche ein wichtiger Treffpunkt. Hier sieht man häufig Angehörige miteinander ins Gespräch kommen, was viele auch nutzen, um sich gegenseitig zu stützen und Trost zu spenden. Hier kann zudem Räume zum Wohlfühlen Christoph Ostgathe gekocht werden, sollte der Patient Lust auf etwas Besonderes haben oder wenn kulturelle Regeln bei Speisen zu beachten sind. Sowohl von der Küche als auch vom Wohn- zimmer aus kann die große Terrasse begangen und auch mit den Patientenbetten befahren wer- den. Dies wird insbesondere im Sommer reich- lich genutzt. Im vorletzten Jahr, während eines stabilen Sommerhochs, hat eine Patientin die Terrasse als ihr „Zimmer“ angenommen und über gut zwei Wochen diese nur für die Verrichtung der kleinen Alltäglichkeiten verlassen. Wir hoffen, in Zukunft durch einen zusätzlichen Wintergar- ten sowohl für Beschattung als auch für die Nutzung der Terrasse bei „Schlechtwetter“ sor- gen zu können. Gegenwärtig werden hierzu Gespräche mit der Denkmalschutzbehörde ge- führt. Als besondere Räumlichkeit befindet sich auf der Palliativstation der „Raum der Stille“. Diesen mit Stoffen, Vollholzmöbeln und schönen Lampen ge- staltete Raum nutzen wir als möglichen Rück- zugsort z. B. für ein Gespräch mit Patienten und Angehörigen, aber auch für besondere Anlässe wie Hochzeiten (wir haben mittlerweile fünf Hoch- zeiten auf der Palliativstation erlebt) oder Taufen. Zudem kann der Raum auch zur Aufbahrung eines Verstorbenen dienen und wird daher auch für Aussegnungsrituale genutzt.
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