5 Jahre Festschrift Palliativmedizin
9 Eine differenzierende Spezialisierung in der Me- dizin geht immer aus dem Bestreben zur besse- ren Versorgung der sich uns Ärzten anvertrauen- den Patienten hervor. Was für diesen stets schrittweisen Entwicklungsprozess ganz allge- mein gilt, lässt sich auch bei der Entstehung der Palliativmedizin an der Medizinischen Fakultät und dem Universitätsklinikum Erlangen beobach- ten. Der heutige Lehrstuhl und die Palliativmedi- zinische Abteilung haben hier ebenfalls eine län- gere Vorgeschichte. Die Anästhesiologie als neuzeitliche Form der Schmerzmedizin nahm ihren Anfang mit der ers- ten öffentlichen Äthernarkose durch Thomas Green Morton anlässlich einer Operation am 16. Oktober 1846 in Boston, Massachusetts. Erst ein Jahrhundert später, in den 1950er- und 1960er- Jahren konnte sich die Anästhesiologie in der deutschen Medizin als Fachgebiet etablieren und akademisch verankern (in Erlangen 1966/70). Den Beginn der heutigen Schmerztherapie am Universitätsklinikum Erlangen markierte im Früh- jahr 1985 die Gründung eines interdisziplinären Arbeitskreises zur Förderung von Schmerzfor- schung und Praxis der Schmerztherapie. Diese „Schmerzkonferenz“ war für alle schmerzthera- peutisch interessierten Fachgebiete offen. Die beteiligten Kliniken stellten Patienten vor und berieten gemeinsam über die therapeutischen Möglichkeiten. Im Februar 1988 wurde eine anästhesiologische Schmerzambulanz eingerich- tet, wenig später dann auch eine Schmerzambu- lanz an der Neurologischen Klinik. Dort konnten zahlreiche Patienten aus der Schmerzkonferenz behandelt und mitbehandelt werden. Das Team der anästhesiologischen Schmerzambulanz ver- sorgte von Anfang an im Rahmen eines postope- rativen Schmerzdienstes stationäre Patienten mit Schmerzkathetern und Schmerzpumpen. Zusätz- lich wurden stationäre und ambulante chronisch Die Vorgeschichte Von der Idee zum Antrag Jürgen Schüttler schmerzkranke Patienten, insbesondere auch Palliativpatienten behandelt und betreut. Ein erstes Konzept zur breiteren Etablierung der Palliativmedizin legte die Anästhesiologische Kli- nik im Jahr 1995 vor, um eine offenkundige Lücke im Versorgungsangebot des Universitäts- klinikums Erlangen – und anfänglich noch des gesamten nordbayerischen Raums – zu schlie- ßen. Diese Pläne ließen sich allerdings nicht unmittelbar verwirklichen. Längere Zeit haben daher die Mitarbeiter der anästhesiologischen Schmerzambulanz palliativmedizinische Leistun- gen innerklinisch im Sinne eines Konsiliardiens- tes erbracht, insbesondere für die Patienten, bei denen entweder die Krankheit selbst oder thera- peutische Interventionen mit extremen Schmer- zen verbunden sind. Unter hohem persönlichem Einsatz wurde auf freiwilliger Basis zusätzlich ein ambulanter Palliativdienst organisiert, um Pa- tienten auch zu Hause weiter versorgen zu kön- nen. Ein nächster bedeutender Schritt zur Optimierung der Behandlungsmöglichkeiten für chronische Schmerzpatienten war die Schaffung eines Zen- trums für interdisziplinäre Schmerztherapie (ZIST) am Uni-Klinikum im Jahre 2003, des heutigen Schmerzzentrums. Da die aktuelle Versorgungs- situation für chronische Schmerzpatienten damals auch im niedergelassenen Bereich in Mittelfran- ken noch unzureichend war, fand diese Planung des Universitätsklinikums Erlangen von allen Seiten Unterstützung und die Krankenkassen sagten seine Finanzierung – als eines der seiner- zeit ganz wenigen neuen Projekte in Bayern – zu. Das Schmerzzentrum des Universitätsklinikums Erlangen ist eine interdisziplinäre Einrichtung der Anästhesiologischen, Neurologischen, Orthopädi- schen sowie Psychiatrischen und Psychothera-
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